Twitch streicht Streaming-Stars die Einnahmen – deswegen ist die Maßnahme so problematisch (2024)

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Von: Janik Boeck

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Twitch passt die Einnahmemöglichkeiten für Top-Streamer*innen an. Diese Spar-Maßnahme ist problematisch, denn der Plattform scheint das Geld auszugehen.

Hamburg – Twitch steht immer wieder in der Kritik. Aktuell dreht es sich vor allem um eins: Geld. In einer neuen Regel-Änderung zur Finanzierung von Streamer*innen auf der Plattform geht es den Top-Stars an den Geldbeutel. Viele Fans finden das nicht schlimm, immerhin seien die Betroffenen ja alle reich. Das Problem ist aber viel größer. Wir erklären, warum Twitch in der Klemme steckt.

Twitch kürzt die Einnahmen für große Streamer*innen –die beschweren sich gewaltig

Was ist passiert? Am 21. September veröffentlichte Twitch einen Blogpost, in dem eine Änderung an der Einnahmen-Regelung vorgestellt wurde. Diese betrifft vor allem große Streamer*innen. Trymacs kritisierte die Einnahmen-Kürzung von Twitch daher scharf.

Das ist die neue Regelung: Twitch gibt Partner*innen vertraglich einen 50/50-Split. Bedeutet: Nach Steuern und anderen Abgaben, streicht Twitch die Hälfte der Netto-Einnahmen für ein Sub ein. Damit nimmt sich die Plattform von Amazon schon ein gehörig größeres Stück vom Kuchen als andere Plattformen. YouTube nimmt 30 Prozent, während Patreon sogar nur 8 bis 12 Prozent einstreicht (via Devin Nash).

Twitch streicht Streaming-Stars die Einnahmen – deswegen ist die Maßnahme so problematisch (1)

Einigen großen Content-Creator*innen wurde allerdings ein Premium-Vertrag angeboten, bei dem ein 70/30-Split vergeben wurde – Twitch hat also nur 30 Prozent genommen. Diesen Split schafft Twitch nun ab. Ab dem 1. Juni 2023 erhalten Streamer*innen nur noch auf die ersten 100.000 US-Dollar des Netto-Umsatz im Jahr 70 Prozent der Einnahmen. Danach gibt es nur noch 50 Prozent. Diese Regelung gilt allerdings nur für noch laufende Verträge. Neue Verträge werden keinen 70/30-Split mehr enthalten.

Das Mitleid hält sich in Grenzen: In der breiten Fan-Community hielt sich das Mitleid zunächst in Grenzen. Vor allem auf Twitter konnte man sinngemäße Dinge lesen wie: „Betrifft ja nur die Großen und die sind eh alle reich“. Das liegt vor allem daran, dass viele Fans davon ausgingen, dass große Streamer*innen tatsächlich 70.000 US-Dollar verdienen, wenn sie mit Subs 100.000 US-Dollar erwirtschaften. Dass dem nicht so ist, erklärte „Der Olli“ auf Twitter:

Wen betrifft die Änderung? Dem Marketing-Experten Devin Nash zufolge sind von der Änderung nur etwa 500 Streamer*innen weltweit betroffen. Denn um 100.000 US-Dollar im Jahr durch Subs zu verdienen, braucht man seinen Berechnungen zufolge 2.380 Subs monatlich. Das trifft auf etwa 600 Personen weltweit zu. Da in Europa weniger für Subs gezahlt wird, rundet Nash die Zahl auf etwa 500 ab.

Twitch kürzt Einnahme für Top-Streamer*innen – wie verdient die Seite eigentlich Geld?

Die Änderung von Twitch ist trotzdem problematisch: Viele mögen sich nun die Frage stellen: Warum ist das so ein großes Ding, wenn es nur so wenige Personen betrifft? In der Tat sind die meisten Streamer*innen nicht direkt von der neuen Änderung durch Twitch betroffen. Das Problem ist Nashs Meinung nach ein anderes: Twitch bietet so gut wie niemandem mehr 70/30-Splits an und argumentiert dies mit zu hohen Betriebskosten der eigenen Website. Das bedeutet im Endeffekt auch, dass Twitch in Zukunft weniger Geld für alle zahlt, was es Creator*innen deutlich schwerer macht, qualitativ hochwertigen Content zu liefern.

Seiner Meinung nach steht im Blogpost von Twitch zwischen den Zeilen: Twitch verliert seine Wettbewerbsfähigkeit und streicht gleichzeitig Kohle von den Personen ein, die die Plattform am Leben erhalten. Um zu verstehen, warum Twitch die Wettbewerbsfähigkeit verliert, muss man sich anschauen, wie die Plattform sich finanziert. Nash zufolge gibt es für Twitch drei Säulen der Finanzierung:

  1. Übertragungsrechte
  2. Werbung
  3. Subs

Das Problem mit den Subs: Im Fokus stehen vor allem die Subs und die Werbung. Subs sind problematisch für die Finanzierung von Twitch, weil sie ein fester Betrag sind. Das heißt, ein Sub bringt immer Betrag X ein. Alle Subs zusammen ergeben am Ende Summe X. Diese Summe kann Twitch nicht direkt beeinflussen. Die Einnahmen lassen sich nicht vergrößern und die Anzahl der Subs kann Twitch ebenfalls nicht selbst beeinflussen. Ein weiteres Problem: Subs sehen auf Twitch keine Werbung – dazu später mehr.

Das ist deshalb entscheidend, weil Werbung laut Nash eine größere Einnahmequelle wäre. Das liegt daran, dass sich Werbung dynamisch verkaufen lässt. Dazu wird der TKP (Tausender Kontaktpreis) herangezogen. Pro 1.000 Ansichten einer Werbung kann Twitch einen Preis verhandeln, zu dem diese Werbung auf ihrer Plattform läuft. Dieser Preis kann theoretisch bis ins Unendliche gesteigert werden.

Das Problem mit der Werbung: Twitch kann diesen Preis theoretisch bis ins unendlich steigern, praktisch sieht das etwas anders aus. Es gibt auf der Plattform keine Targeted Ads, also keine Werbung, die Zielgruppengerecht zugeschnitten ist. Das bedeutet, dass die Werbung weniger effektiv ist und dadurch an Wert verliert. Twitch steht nun also vor einem doppelten Problem: Die Werbung, die auf der Plattform läuft, ist weniger wert und Subs sehen sie nicht einmal. Die Einnahmen von Twitch hindert das enorm, aber auch Streamer*innen leiden darunter, denn auch sie verdienen weniger, wenn sie an der Werbung beteiligt werden.

Twitch kürzt die Einnahmen der Streamer*innen – die sollten sich nach anderen Plattformen umsehen

Das könnte die Lösung für Streamer*innen sein: Devin Nash zufolge gibt es für Streamer*innen jedoch eine Lösung, die ein Problem für Twitch werden dürfte. YouTube bietet Streamer*innen seinen Aussagen zufolge einen 70/30-Split an und kann durch Google-Daten Targeted Ads spielen. Streamer*innen erhalten neben dem besseren Split von einer Beteiligung an den Werbe-Einnahmen ebenfalls mehr als bei Twitch.

Die Plattform Patreon bietet Creator*innen eine Beteiligung von bis zu 92 Prozent. Die Lösung von Nash: Streamer*innen sollten sich möglichst breit aufstellen und sich überlegen, ob andere Plattformen nicht die bessere Alternative zu Twitch wären. Für Twitch käme das wohl einer Katastrophe gleich, denn die Plattform steht auch insgesamt in der Kritik: MontanaBlack meckerte über Twitch, weil es für Live-Events so gut wie keine finanzielle Unterstützung gebe. Und auch Casino-Streamer*innen könnten sich bald eine neue Plattform suchen, denn Twitch verbietet Glücksspiel.

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