Biathlon-WM in Oslo: So gewann Laura Dahlmeier Gold - WELT (2024)

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Sie, diese stets so unbekümmert daherkommende Laura Dahlmeier hat schon ihr ganz spezielles Erfolgsrezept. Die 22-Jährige aus Garmisch Partenkirchen ist nicht der Typus, der den Triumphen zwanghaft und verbissen hinterherjagt. Was auch immer die junge Biathletin angeht, sie tut es mit bewundernswerter Gelassenheit.

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„Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe. Ich habe meine Medaille und bin superglücklich damit“, sagte Deutschlands derzeit beste Biathletin nach ihrem dritten Rang zum Auftakt im Sprintrennen bei der Weltmeisterschaften in Oslo. Dass sie an dem Tag mit einem Fehler weniger ihr erstes Gold gewonnen hätte – geschenkt. Was nicht ist, konnte ja noch werden.

Und es wurde, 24 Stunden später im Verfolgungsrennen über zehn Kilometer. Und wie! Es ist sicher nicht übertrieben, Dahlmeiers ersten Sieg in einer Einzelkonkurrenz bei einem Weltchampionat mit grandios zu betiteln.

48,3 Sekunden Vorsprung für Laura Dahlmeier

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Vor den Augen des norwegischen Königs Harald V. lief sie am legendären Holmenkollen das perfekte Rennen. Schnellste in der Loipe, fehlerlos am Schießstand. 20 Sekunden betrug ihr Rückstand auf Vortagesgewinnerin Tiril Eckhoff aus Norwegen am Start, im Ziel hatte sie einen Vorsprung auf die Zweitplatzierte Italienerin Dorothea Wierer von 48,3 Sekunden. Einfach famos.

Biathlon-WM in Oslo: So gewann Laura Dahlmeier Gold - WELT (1)

Die Entscheidung fiel beim dritten Schießen. Während Dahlmeiers ärgste Rivalin zu diesem Zeitpunkt, die Französin Dorin Harbert, die letztlich Dritte wurde, stehend zwei Scheiben verfehlte, setzte die Deutsche ihre fünf Schüsse in aller Seelenruhe ins Schwarze.

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„Lauras Abgezocktheit am Schießstand ist schon was Außergewöhnliches. Das habe ich in dem Alter selten gesehen“, beschreibt Bundestrainer Gerald Hönig die besonderen Qualitäten seiner Vorzeigeathletin.

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Die neue Titelträgerin konnte ihr Glück kaum fassen. „Ich bin baff. Ein Einzeltitel war immer mein Traum, ich habe es geschafft“, strahlte Dahlmeier. „Ich habe mich in der Loipe wieder richtig gut gefühlt.“

Das war nicht unbedingt zu erwarten, ihre große Schwachstelle ist die Gesundheit. Mehrmals schon fiel sie wegen Erkältungen aus, bestritt in diesem Winter lediglich 13 von 20 Weltcuprennen. Wenige Tage vor der WM plagte sie noch eine Magenverstimmung, weshalb sie verspätet in der norwegischen Hauptstadt eintraf. Doch das ist Geschichte.

Derart selbstbewusst ging Dahlmeier an diesem Tag zu Werke, dass sie hinterher keck feststellte: „Ich war heute nicht aufgeregt oder nervös. Mir kam es eher vor wie beim Training.“

Martin Fourcade läuft in eigener Liga

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Jammer statt Jubel, Ernüchterung statt Euphorie prägte derweil die Stimmung bei den deutschen Männern. Auch im Jagdrennen über 12,5 Kilometer verpassten sie die Podestränge. Am besten setzte sich noch Erik Lesser als Siebter ins Szene.

„Ich denke, dass ich ein ganz gutes Spektakel geliefert habe“, sagte der glücklose Titelverteidiger mit Blick auf sein finales Alles-oder-Nichts-Schießen, bei dem er zwei Fehler quittieren musste: „Ich habe versucht, noch einmal Druck zu machen. Dafür wurde ich bestraft.“

Die „Fahrkarten“ kosteten Lesser in der Tat eine Medaille. An die Wiederholung seines Vorjahreserfolgs war jedoch nicht zu denken. Dafür ist Martin Fourcade einfach zu stark. Der Olympiasieger aus Frankreich läuft derzeit in einer eigenen Liga.

Rosig waren die Chancen für Erik Lesser nicht gewesen

Das war schon am Vortag zu erleben, als Fourcade problemlos das Sprintrennen gewann. Gleiches wiederholte sich am Sonntag, obwohl er diesmal am Schießstand dreimal patzte. Doch die Norweger Ole Einar Björndalen und Emil Hegle Svendsen, die hinter Fourcade ins Ziel liefen, hätte Lesser abfangen können – ja, wenn er doch nur weiter so tadellos getroffen hätte.

Rosig waren seine Medaillenchancen ohnehin nicht gewesen. Erst als 19. mit einem Rückstand von weit über einer Minute auf Foucarde ging Lesser in die Loipe. Dank seiner Treffsicherheit machte der Thüringer Rang für Rang wett. 12 – 7 – 3 lauteten seine Positionen nach den ersten drei Schießeinlagen. Vor dem letzten Anschlag war die Medaille plötzlich zum Greifen nah.

Das letzte Risiko nicht meidend ging er aufs Ganze, ohne aber dafür belohnt zu werden. „Ich habe es trotzdem genossen, noch einmal als Weltmeister zu starten. Jetzt kann das normale Leben wieder losgehen“, sagte Lesser nur wenig enttäuscht.

Die Nase richtig voll hatte dagegen Simon Schempp. Entnervt stützte sich der Mitfavorit nach dem zweiten Einzelrennen auf seine Skistöcke und blickte bedröppelt ins Leere. Achter im Sprint, noch zehn Plätze schlechter in der Verfolgung. Der Schwabe, der vier Weltcupsiege aufweisen kann, blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Sein Frust wich erst, als Laura Dahlmeier die Ziellinie überquerte.

Biathlon-WM in Oslo: So gewann Laura Dahlmeier Gold - WELT (2024)

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